Von Teisendorf nach Lima: Elena Schernhardt glänzte für Deutschland bei der U20-Weltmeisterschaft
Die 18-jährige Athletin, die seit Jahren am Leichtathletikstützpunkt Teisendorf unter der Leitung von Matthias Reitschuh trainiert, krönte eine erfolgreiche Saison 2024 mit einer Teilnahme am Halbfinale über 200 Meter. Ihr Weg nach Lima ist nicht nur das Ergebnis harter Arbeit, sondern auch eine Geschichte familiärer Verbundenheit und lokaler Sporttradition.
Elena Schernhardt stammt aus einer Familie mit tiefen Wurzeln im TSV Teisendorf. Ihr Großvater, Rudolf „Rudi“ Dierl, war in den 1980er Jahren als Mittelstreckenläufer und später als Jugendtrainer für den Verein aktiv. Damals gab es in Teisendorf weder eine Laufbahn noch ein modernes Trainingszentrum, doch das hinderte Dierl und seine Mitstreiter, wie Reinhard Prechtl, Hermann Reitschuh und Josef Schmuck, nicht daran, im Dorfstadl, einem umfunktionierten Tanzlokal, ihren sportlichen Ambitionen nachzugehen. Der Enthusiasmus und die Hingabe, welche die regionalen Sportler damals an den Tag legten, legten den Grundstein für eine Sportkultur, die bis heute im TSV Teisendorf weiterlebt.
Auch Elenas Mutter, Corinna Schernhardt, geborene Dierl, setzte die Familientradition beim TSV Teisendorf fort. In den 1990er und Anfang der 2000er Jahren war sie eine erfolgreiche Langsprinterin, die es bis in die bayerische Auswahl schaffte und unter anderem in Brixen, Italien, über die 400-Meter-Distanz für Bayern antrat. Nach ihrer aktiven Karriere blieb sie dem Sport verbunden, und die Leidenschaft für die Leichtathletik wurde an ihre Tochter Elena weitergegeben. „Die Leichtathletik liegt bei uns in der Familie. Meine Mutter und mein Großvater haben mich immer unterstützt und motiviert, mein Bestes zu geben“, erzählte Elena.
Die Saison 2024 war für Elena Schernhardt der bisherige Höhepunkt ihrer sportlichen Laufbahn. Mit einer persönlichen Bestzeit von 23,86 Sekunden über 200 Meter sicherte sie sich Platz zwei bei den deutschen Meisterschaften und gewann bei den Bayerischen Meisterschaften den Titel, indem sie ihre langjährige Rivalin Annika Just vom LAC Passau bezwang. Zudem stellte sie einen neuen Rekord auf: Sie wurde zur schnellsten weiblichen 200 m - Sprinterin in den Landkreisen Berchtesgadener Land und Traunstein und brach damit den bisherigen Rekord von Christiane Lindlacher, geborene Schupfner, die in den 1990er Jahren ebenfalls für den TSV Teisendorf startete.
Die Basis für Elenas Erfolge ist die hervorragende Infrastruktur, die der TSV Teisendorf heute bietet. Die neue Tartanbahn, die 2023 und 2024 komplett erneuert wurde, und auch die noch sehr neue Turnhalle spielen dabei eine große Rolle. „Die neue Bahn ist ein großer Gewinn für unser Training. Sie ermöglicht uns, unter besten Bedingungen zu trainieren und uns auf Wettkämpfe optimal vorzubereiten“, betonte Florian Prechtl, der gemeinsam mit Maximilian Schießl die Abteilungsleitung der Leichtathleten im TSV Teisendorf innehat. Auch Matthias Reitschuh, der langjährige Trainer von Elena Schernhardt, sieht in der modernen Anlage einen wichtigen Faktor für die positive Entwicklung der Athleten: „Dank der neuen Bahn können wir das Training auf einem hohen Niveau halten und unseren Sportlern die besten Voraussetzungen bieten.“
Die Reise zur U20-Weltmeisterschaft in Lima begann mit einem intensiven fünftägigen Precamp in Erfurt, wo die letzten Feinheiten wie Staffelwechsel und Technik optimiert wurden. Die anschließende Anreise nach Peru war eine Herausforderung für die Athleten: Über Frankfurt und Paris führte der Weg nach Lima, eine über 20-stündige Reise, die sowohl körperlich als auch mental anstrengend war.
In Lima angekommen, erwartete die Athleten kühles, regnerisches Wetter – alles andere als ideal für Sprinter. Dennoch ließ sich Elena nicht entmutigen und trat am dritten Wettkampftag in den Vorläufen über 200 Meter an. Bei 14 Grad musste sie sich in einem starken Feld behaupten, darunter die australische Olympiateilnehmerin Terrie Lewis sowie Athletinnen aus Botswana, Großbritannien, Südafrika und anderen Sportler aus der gesamten Welt. Mit einer beeindruckenden Zeit von 24,01 Sekunden sicherte sich Elena den fünften Platz in ihrem Vorlauf und schaffte es auf Rang 20 der Gesamtwertung – was ihr den überraschenden Einzug ins Halbfinale ermöglichte. „Ich war überglücklich und konnte es kaum fassen, als ich erfuhr, dass ich im Halbfinale stehe. Es war ein unglaubliches Gefühl“, berichtete die junge Sprinterin.
Das Halbfinale fand am selben Tag statt, und trotz der weiterhin schwierigen Wetterbedingungen zeigte Elena erneut eine starke Leistung. Mit einer Zeit von 24,30 Sekunden erreichte sie einen ausgezeichneten 19. Platz in der Gesamtwertung der U20-Weltmeisterschaft. „Ich bin unheimlich stolz auf das, was ich in dieser Saison erreicht habe. Die harte Arbeit hat sich ausgezahlt, und es war eine unglaubliche Erfahrung“, sagte sie nach dem Wettkampf.
Nach dem sportlichen Teil der Weltmeisterschaft nutzte Elena die verbleibenden Tage in Lima, um ihre Teamkollegen bei den restlichen Wettbewerben zu unterstützen, bevor sie die 24-stündige Heimreise nach München antrat. Die Saison 2024 wird zweifellos als Meilenstein in der Geschichte des TSV Teisendorf in Erinnerung bleiben. Elena Schernhardt hat nicht nur ihre persönliche Bestleistung erreicht, sondern auch ihren Verein und die gesamte Region auf die internationale Bühne vertreten.
Der Erfolg von Elena Schernhardt ist ein Beweis dafür, wie wichtig eine gute Infrastruktur, engagierte Trainer und familiäre Unterstützung im Sport sind. „Elena hat gezeigt, dass mit Talent, harter Arbeit und der richtigen Unterstützung Großes erreicht werden kann. Wir sind unglaublich stolz auf sie und freuen uns auf die Zukunft“, fasste Maximilian Schießl die Leistung der jungen Athletin zusammen.
Mit der neuen Tartanbahn und einer motivierten Abteilungsleitung blickt der TSV Teisendorf optimistisch in die Zukunft. Talente wie Elena Schernhardt zeigen, dass auch in kleineren Vereinen Großes geleistet werden kann – ein inspirierendes Beispiel für alle jungen Sportlerinnen und Sportler in der Region.